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Was macht dein Thema für Lokaljournalisten interessant?

Immer wieder werde ich gefragt, was man tun muss, um in die Zeitung zu kommen und ob es da ein Geheimnis gibt. „Über den X und die Y und die Firma Sowieso ist ständig etwas zu lesen, was mache ich falsch?“, heißt es dann.

Pauschal lassen sich diese Fragen nicht beantworten. Ich kann aber verstehen, dass es frustrierend ist, wenn alle Anstrengungen umsonst sind. Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn du schon mal mit der Presse zu tun hattest und somit den Journalisten persönlich kennst. So verschwindest du bei der nächsten E-Mail-Anfrage nicht sofort im Papierkorb, weil der Journalist mit deiner Person etwas anfangen kann. Du musst wissen, dass Redakteure täglich mehr als 200 E-Mails erhalten. Da wird innerhalb von Sekunden entschieden, ob dein Thema interessant klingt oder nicht.

Allergisch reagieren Journalisten darauf, wenn du sie für kostenlose Werbung gewinnen möchtest. Sie also dein Unternehmen oder ein Produkt von dir vorstellen sollen. Da musst du dir zu Recht die Antwort gefallen lassen, dass du besser eine Anzeige schaltest. Vermeide also unbedingt so plumpe Anfragen. Die hinterlassen bei den Journalisten immer einen fiesen Beigeschmack. Keine guten Voraussetzungen, wenn du es ein zweites, drittes oder viertes Mal versuchst. Dann bist du ganz sicher unten durch.

 

Die sieben Nachrichtenfaktoren – welches Thema ist eine Nachricht wert

Bevor du also einem Journalisten eine E-Mail schreibst, überlege dir ganz genau, was dein Thema oder auch deine Geschichte interessant machen könnte. Im Fachjargon spricht man hier von Nachrichtenfaktoren. Also Kriterien, nach denen Journalisten Nachrichten oder eben E-Mail-Anfragen, Pressemitteilungen etc. auswählen.

Dazu zählen:

  • Zeit
  • Nähe
  • Status
  • Dynamik
  • Valenz
  • Identifikation
  • Umsetzbarkeit in Bilder

Keine Sorge, du musst nicht alle Kriterien erfüllen, um in die Zeitung zu kommen. Du solltest dir aber im Vorfeld überlegen, ob dein Thema bzw. deine Nachricht, die du gerne in der Zeitung lesen würdest, eine dieser Faktoren erfüllt. Sie sind zwar kein Garant für eine Berichterstattung, aber sie erhöhen die Chance, dass du mit deinem Thema wahrgenommen wirst.

 

Zeit

Zum Nachrichtenfaktor Zeit gehören Aktualität und Kontinuität. Wie du dir schon denken kannst, ist Aktualität als wichtigstes Kriterium hervorzuheben. Trifft dein Thema den Nerv der Zeit, also ist es etwas, was sowieso gerade im Gespräch ist oder eben aktuell ist, dann kannst du dich dazu als Experte einbringen oder sogar als Betroffener. Gerade war zum Beispiel in Mönchengladbach die Rattenplage ein großes Thema. Du bist Kammerjäger und spezialisiert auf Beseitigung von Schädlingen, dann kannst du Tipps geben und als Experte in der Sache auftreten. Oder du bist Rattenspezialist, kennst dich mit den Nagern besonders gut aus und weiß, was die Tierchen momentan so zahlreich in der Vitusstadt suchen. Anders ausgedruckt, du kannst eine Einschätzung liefern, warum gerade jetzt so viele Ratten in der Stadt für Probleme sorgen.

Bei der Kontinuität geht es um Themen, die immer mal wieder auftauchen bzw. schon mal dagewesen und nun wieder von Interesse sind. Es gibt Erfahrungswerte mit diesem Thema, denn es war damals schon im Gespräch und hat bei den Menschen Aufmerksamkeit erzeugt. Das kann zum Beispiel etwas sein, was in deinem Stadtteil passiert ist, eine ganze Zeit lang gut ging und nun wieder akut ist: Einbrüche, Vandalismus, Nachbarschaftsstreit, Streit mit der Stadt, Baumängel, Parken, Verkehrsregelungen etc.

 

Nähe

Bei dem Nachrichtenfaktor Nähe ist zwischen der geografisch-räumlichen, der politischen und der kulturellen Nähe zu unterscheiden. Wenn du also einer Lokalredaktion schreibst, überprüfe, ob du überhaupt die richtige für dein Thema ausgesucht hast. Das Verbreitungsgebiet ist hierbei entscheidend. Was du im Kreis Viersen und Heinsberg machst, muss noch lange nicht die Redaktion in Mönchengladbach interessieren, auch wenn du gerne der ganzen Welt von deinem Thema erzählen möchtest. Es muss stets einen Bezug zur Lokalausgabe geben.

Betroffenheit und Relevanz gehören ebenso zum Faktor Nähe. Heißt, sind die Leser der Lokalzeitung von deinem Thema betroffen, geht es ihnen wortwörtlich nahe und ist es für sie ebenso relevant wie für dich.

 

Status

Der Nachrichtenfaktor Status könnte für dich interessant sein, wenn du einen gewissen Einfluss in deiner Stadt oder deinem Stadtteil hast. Bist du also eine Größe an deinem Standort, hast etwas besonderes vor Ort geleistet, wofür dir die Leute dankbar sind oder du bist sogar prominent in deinem Dorf oder deinem Viertel, dann kann das durchaus interessant für den Lokaljournalisten sein.

 

Dynamik: Überraschung, Struktur und Intensität

Beim Nachrichtenfaktor Dynamik werden die Dimensionen Überraschung, Struktur, und Intensität unterschieden. An dieser Stelle picke ich mir nur die Überraschung heraus, die immer dann zutrifft, wenn ein Ereignis oder eine Geschichte besonders kurios, unerwartet oder sogar sensationell ist. Kürzlich wurde der Polizei  in Mönchengladbach eine leblose Python von einem aufmerksamen Passanten gemeldet. Als diese am Fundort eintraf, war der Python weg und das Gerücht kursierte, ein Hund habe das tote Tier verschleppt und sei irgendwann ohne Beute zu seinem Besitzer zurückgekehrt. So kurios muss deine Geschichte nicht sein, aber wenn du das Gefühl hast, sie ist zumindest ausgefallen, dann versuche es bei der Lokalredaktion.

 

Valenz

Beim Faktor Valenz geht’s, platt gesagt, um Gut und Böse. Ist ein Ereignis also besonders positiv oder extrem negativ ausgefallen. In meinem Studium habe ich gelernt, dass „only bad news are good news, also dass es nur schlechte Nachrichten in die Medien schaffen. Konflikte, Kriminalität, Gewalt usw. haben meistens den höheren Nachrichtenwert, weil sie Aufreger sind.

Doch es können durchaus auch positive Geschichten wie Erfolgsmeldungen, Fortschritte und bahnbrechende Entwicklungen einen hohen Aufmerksamkeitswert haben. Es muss nicht immer das große Drama sein, das sich durchsetzt. Schließlich wollen die Leute auch immer ein Happy End.

 

Identifikation

Sind Emotionen im Spiel oder eine Person, mit der man sich identifizieren kann oder mit der man mitfühlt, kann das ein guter Aufhänger für dein Thema bzw. deine Geschichte sein. Du setzt dich zum Beispiel ehrenamtlich für Kinder, ältere Menschen, Tiere oder einen guten Zweck ein. Oder du hast ein bewegendes Erlebnis hinter dir, an dem du anderen Menschen teilhaben lassen möchtest, oder du hast bestimmte Erfahrungen, die du mir anderen teilen willst, damit sie von dir lernen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, um Emotionen und Gefühle zu erzeugen. Meistens sind es schon die kleinen Dinge, die deine Geschichte erzählenswert macht.

 

Umsetzbarkeit in Bilder

Es muss nicht immer alles auf Teufel kommt raus bebildert werden. Manche Themen geben das nicht her. Grundsätzlich ist es aber ratsam, dass du dir im Vorfeld überlegst, wie du dein Thema mit einem Foto unterstützen kannst. So kann sich der Journalist sprichwörtlich ein Bild von dir und deiner Geschichte machen.

 

Fazit

Wer bis hierhin aufmerksam mitgelesen hat, wird feststellen, dass sich nicht alle der genannten Nachrichtenfaktoren trennscharf voneinander abgrenzen lassen. Meistens haben sie sogar viele Berührungspunkte. Aber ich hoffe, du hast nun ein besseres Gefühl dafür bekommen, wonach Journalisten auswählen und welche Themen eine Chance haben können, veröffentlicht zu werden. Hier sind jetzt deine Fantasie und dein Gespür gefragt. Das heißt nicht, dass du irgendetwas erfinden sollst. Aber manche Themen lassen sich tatsächlich so drehen, dass sie eine Nachricht wert sind.

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